Finnland.
Bereits in frühen Stadien der Parkinsonschen Erkrankung ist die
Fahrtüchtigkeit der Kranken mitunter deutlich herabgesetzt. Nicht nur
die Betroffenen selbst ignorieren vielfach dieses Handicaps;
möglicherweise überschätzen auch die behandelnden Neurologen das
Leistungsvermögen der Kranken am Steuer. Eine verläßliche Aussage ist
letztlich nur möglich, wenn sich die Patienten psychometrisch
untersuchen lassen und sie ihre Fähigkeiten in einem praktischen
Fahrtest mit einem erfahrenen Fahrlehrer unter Beweis stellen.
Diese wichtigen Hinweise geben V.-M. Heikkilä und Kollegen
aufgrund einer Studie, in der sie die Fahrtüchtigkeit von 20
Parkinson-Kranken mit derjenigen von 20 Kontroll-Personen verglichen.
Letztere hatten ungefähr das gleiche Alter und verfügten über eine
ähnliche Fahrpraxis. Die Fahrtüchtigkeit der Studienteilnehmer wurde
aus unterschiedlicher Sicht beurteilt: von dem Fahrer selbst, von einem
Neurologen, von einem Psychologen (nach entsprechenden psychometrischen
Tests) und von einem Fahrlehrer (nach einer 45minütigen Fahrtprüfung).
Im Vergleich beider Gruppen schnitten die Parkinson-Kranken sowohl bei
den psychometrischen Tests wie auch in der praktischen Fahrprüfung
erheblich schlechter ab. Dementsprechend fiel die Beurteilung durch den
Psychologen und den Fahrlehrer insgesamt sehr kritisch aus, während
sich die Patienten selbst ein gutes Zeugnis ausstellten. Auch der
Neurologe war optimistisch und attestierte allen Parkinson-Kranken
Fahrtüchtigkeit, obwohl 35 Prozent von ihnen (also jeder dritte) nach
den Ergebnissen der Tests und der Fahrprüfung außerstande waren, ein
Auto zu fahren. Den Patienten fiel es besonders schwer, im Stadtverkehr
zurechtzukommen, insbesondere bei der Einordnung in den fließenden
Verkehr und beim Abbiegen nach links. Zwischen der Dauer der Erkrankung
bzw. deren Schwere und der Fahrtüchtigkeit war kein Zusammenhang zu
erkennen.
Die Autoren warnen deshalb davor, die Verkehrstüchtigkeit
Parkinson-Kranker lediglich anhand klinischer Kriterien einzuschätzen.
Sie empfehlen dringend, das Fahrvermögen praktisch zu überprüfen und
das kognitive Leistungsvermögen mit Hilfe geeigneter Tests zu
untersuchen. Kritisch begegnen sie auch dem Einwand, daß
Parkinson-Kranke ihre Beeinträchtigungen kompensieren, indem sie
ungewohnte Verkehrssituationen vermeiden. Kraftfahrer können nach ihrer
Ansicht nämlich nie ausschließen, daß es zu einer gefährlichen
Situation kommt, in der dann alle Fahrfähigkeiten gefordert sind.
V.-M.
Heikkilä u.a.: Decreased driving ability in people with Parkinson´s
disease. J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry 1998 (64) 325-330