USA. In frühen
Erkrankungsstadien lässt sich der Morbus Parkinson meist relativ gut
„managen“. Dagegen häufen sich in fortgeschrittenen Stadien kritische
Situationen. Sie können bis zur Einschaltung eines Notarztes führen. Auf
diesen wichtigen und vergleichsweise selten besprochenen Gesichtspunkt
weisen Stewart A. Factor und Eric S. Molho anhand typischer Kasuistiken
hin. Vor allem folgende Situationen können sich für die Patienten und
ihre Bezugspersonen krisenhaft zuspitzen: 1. Motorische Fluktuationen und
Dyskinesien, 2. Psychosen und akute Verwirrtheitszustände, 3. Schmerz und
Panik. Darüber hinaus können auch autonome Dysfunktionen (Kreislaufstörungen,
gastrointestinale Probleme) und Folgen geringer Immobilität (Pneumonie,
Thrombophlebitis, Lungenembolie und Frakturen als Folge von Stürzen)
Parkinson-Kranke zu Notfall-Patienten machen.
Zur Behandlung motorischer
Fluktuationen und schwerer Dyskinesien raten die Autoren, nach
begleitenden Erkrankungen zu fanden. Die Anti-Parkinson-Medikation sollte
sooptimiert werden, dass die L-Dopa-Serumspiegel weniger
|
|
schwanken. Letzteres lässt
sich mitunter durch häufigere L-Dopa-Einzeldosen, durch
retardiertes L-Dopa, die zusätzliche Gabe von Dopaminagonisten, von
Selegilin oder einem COMT-Hemmer erreichen. Notfalls sei an die subkutane
Gabe von Apomorphin (eventuell als Infusion) zu denken. Bei choreatiformen
. Peak-Dose-Dyskinesien ist in der Regel die L-Dopa-Dosis zu verringern.
Gelegentlich mildert auch ein Sedativum wie Alprazolam, Lorazepam oder
Clonazepam den Schweregrad der Dyskinesie.
Vermutlich veranlassen
psychiatrische Probleme am häufigsten Parkinson-Kranke bzw. ihre
Bezugspersonen dazu, einen Notarzt um Hilfe zu bitten. Vor allem Psychosen
(oft auf dem Boden einer Begleiterkrankung oder kognitiver Störungen)
sowie Verwirrtheitszustände und Panik-Attacken sind die konkreten Auslöser.
An der Spitze psychotischer Phänomene stehen visuelle Halluzinationen,
gefolgt von meist paranoiden Wahnvorstellungen (Angst vor Verletzung,
Vergiftung, Überwachung, Verschwörung, ehelicher Untreue). Auch hier
gilt es, körperliche Erkrankungen
|
|
(insbesondere Infektionen)
auszuschließen, die Anti-Parkinson-Medikation zu verringern und
gegebenenfalls ein atypisches Neuroleptikum (wie Clozapin) zu verabreichen.
Panik-Attacken können bis zu
jeden vierten Parkinson-Kranken betreffen und werden häufig von einer
Depression begleitet. Panik-Attacken (verbunden mit der Angst zu sterben)
entstehen meist als Folge motorischer Störungen bzw. des Erlebens, das die
Medikation ihre Wirkung verliert. Die Erste Hilfe besteht dann aus einer
Behandlung des meist vorliegenden „off-Zustandes“ und der zusätzlichen
Gabe eines Sedativums (wie etwa Alprazolam) oder eines Antidepressivums.
Unerträgliche Schmerzzustände können
zu einem erheblichen therapeutischen Problem werden, weil sie auf Analgetika
(Opiate, nichtsteroidale Antirheumatika) meist nicht ansprechen.
S.
A. Factor u.a.: Emergency department presentations of patients with
Parkinson´s disease. Am. J. Emerg. Med. 2000 (18) 209-215
|