Neuseeland. Das Konzept „Theory-of-Mind“ (ToM) bezieht sich auf die
Fähigkeit, Vorstellungen von der seelisch-geistigen Verfassung eines
anderen Menschen zu entwickeln und aufgrund dieser Annahmen, Vorhersagen
über Denken, Empfinden und Verhalten des Betreffenden zu machen. Dabei
gilt es, die über den anderen entwickelten Vorstellungen von eigenen
Gedanken und Annahmen unterscheiden zu können, also nicht automatisch von
sich auf andere zu schließen. Diese Fähigkeit scheint bei
Parkinson-Kranken beeinträchtigt zu sein, wie eine Studie von A.
Mengelberg und R. J. Siegert andeutet.
An der Untersuchung hatten sich 13 Parkinson-Patienten mit einem
Durchschnittsalter von 73 Jahren und 11 ältere Kontrollpersonen beteiligt.
Alle Studienteilnehmer unterzogen sich verschiedenen Tests, von denen
einige Rückschlüsse auf ToM-Fähigkeiten ermöglichten. Parkinson-Kranke
schnitten dabei in drei von vier ToM-Tests signifikant schlechter ab als
Mitglieder der Vergleichsgruppe. Da sich ähnliche Diskrepanzen bei anderen
Tests nicht zeigten, vermuten die Autoren, dass Parkinson-Patienten im
Hinblick auf ToM-Fähigkeiten deutlich defizitär sind. Offenbar fällt es
ihnen vergleichsweise schwer, sich Vorstellungen über seelisch-geistige
Zustände bei anderen zu machen, die von den eigenen abweichen.
Die Tatsache, dass sich viele Parkinson-Patienten in zwischenmenschlichen
Kontakten schwer tun, hätte damit eine weitere Erklärung. Vor diesem
Hintergrund warnen die Autoren davor, Probleme Parkinson-Betroffener
vorzugsweise auf die typischen motorischen Beeinträchtigungen
zurückzuführen. Letztere maskieren möglicherweise weitere Defizite, die
ihrerseits weder mit motorischen noch mit kognitiven Einschränkungen
zusammenhängen.
A.
Mengelberg u.a.: Is theory-of-mind impaired in Parkinson´s disease?
Cognitive Neuropsychiatry 2003 (8) 191-209
|